Geschichte Kommagenes in vorhellenistischer Zeit

Die Geschichte Kommagenes im 3. und 2. Jt. v. Chr. liegt aufgrund der lückenhaften schriftlichen Überlieferung und unzureichender archäologischen Erschließung der Region weitgehend im Dunkeln. Bis zum Ende des 13. Jh. v. Chr. gehörte Kommagene zum Hethitischen Großreich und damit zu den Ländern, die von Hattuša direkt kontrolliert wurden. Nach dem Untergang des Reiches Anfang des 12. Jh. v. Chr. geriet das Land unter die Kontrolle des Kuzi-Tešup von Karkemiš, von dessen Herrschaft der Fund eines Stempelsiegels auf dem Lidar Höyük Zeugnis ablegt. In einem noch ungeklärten Prozess entstand im Laufe des 12./11. Jh. v. Chr.das späthethitische Fürstentum Kummuh, dessen Name in der griechischen Namensform Kommagene weiterlebt. Mehrere Könige Kummuhs sind in hieroglyphenluwischen Inschriften der Region und in assyrischen Quellen überliefert. Die bereits im 9. Jh. nachweisbaren Beziehungen zwischen Kummuh und der Großmacht Assyrien führten zu einem Vasallenverhältnis Kummuhs; offenkundig benötigten seine Herrscher die Hilfe Assyriens gegen Ansprüche benachbarter späthethitischer Fürsten. Diese Beziehungen schlugen 708 v. Chr. in offene Feindschaft um, als Mutallu von Kummuh seine Gefolgschaft aufkündigte und den Tribut verweigerte. Die assyrische Strafexpedition unter Sargon II. führte zur Eroberung Kummuhs und seiner Hauptstadt; an die Stelle des späthethitischen Fürstentums trat die assyrische Provinz. Mit dem Untergang Assyriens 612 v. Chr. fiel Kummuh nach wechselhaften Kämpfen zwischen Ägyptern und Babyloniern an das Babylonische Reich Nebukadnezars II. Die Eroberung Babylons durch den persischen Reichsgründer Kyros 539 v. Chr. hatte die Einverleibung Kummuhs in das entstehende Weltreich der Achaemeniden zur Folge. Der kurze Abriss der Geschichte Kummuhs verdeutlicht die Abhängigkeit dieser Region von den Wechselfällen der Geschichte. Das Land war zu klein, seine natürlichen Ressourcen zu begrenzt, um seinen Königen eine wirklich eigenständige Politik zu ermöglichen. Letztlich reflektieren die historischen Bedingungen, unter denen das späthethitische Kummuh agieren musste, genau jene Probleme, die auch die Politik eines kommagenischen Potentaten wie Antiochos I. prägten.

 

Im Rahmen der Forschungen in Kommagene werden Aspekte der Geschichte und Archäologie des vorhellenistsichen Kommagene bearbeitet von

Dr. Wolfgang Messerschmidt

Archäologisches Institut der Universität zu Köln
Albertus Magnus Platz
50923 Köln

w.messerschmidt(at)ish.de