Zu den Arbeiten der Kampagne 2013

Von August bis Oktober 2013 hat unter der Leitung der Forschungsstelle Asia Minor ein internationales Team die seit 2001 an diesem Ort andauernden Untersuchungen mit Erfolg fortgesetzt. Dank der finanziellen Unterstützung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft, der Zirve Universität Gaziantep und weiterer türkischer Kooperationspartner konnten über 60 Mitarbeiter – Archäologen, Historiker, Architekten, Restauratoren, Archäozoologen, Geoinformatiker und Grabungshelfer – mit großem Einsatz die Erforschung dieses religionshistorisch bedeutenden Ortes vorantreiben.

Als besonders ergiebig erwies sich die Kampagne für die Frühzeit des Heiligtums. Ziel der Arbeiten dieses Jahres war es, diese Fläche mit einem in den Jahren 2004-2006 ausgegrabenen Areal im Südwesten des mittleren Zentralplateaus zu verbinden, um Zusammenhänge und Funktionen der jeweils freigelegten Bebauung besser verstehen zu können. Im Verlauf der Grabungsarbeiten konnten auf dem zentralen Gipfelplateau neben einem gut erhaltenen Abschnitt einer monumentalen eisenzeitlichen Umfassungsmauer auch weitere Teile von Bauten dieser Epoche freigelegt werden, die innerhalb der Umfriedung standen. Damit besteht in diesem Bereich die Aussicht, ein geschlossenes Bauensemble des frühen Heiligtums (8.-4. Jh. v. Chr.) freizulegen. Die neuen Ergebnisse differenzieren aber auch das Bild von der hellenistisch-römischen Bebauung in diesem Bereich.

Zwischen den Mauerzügen sind erneut umfangreiche Deponierungen von Opferabfällen entdeckt worden. Erwähnenswert sind erneut vor allem die zahlreichen eisenzeitlichen Kleinfunde, die als Votive dienten, etwa Fibeln und Siegel. Allein 100 Siegel sind während Kampagne 2013 entdeckt worden. Insgesamt geben die zahlreichen Fundstücke der Forschung neue Impulse, um offene Fragen zur Kultpraxis und zur bis vor kurzem noch unbekannten Frühgeschichte des Heiligtums im 1. Jahrtausend vor Christus zu beantworten. Aus den Füllschichten im Bereich des mittleren Zentralplateaus stammen auch mehrere Neufunde von Architekturteilen, die für unsere Kenntnis des römischen Heiligtums von großer Relevanz sind. Einen besonderen Fund kaiserzeitlicher Bauornamentik stellt in diesem Zusammenhang der vollständig erhaltene untere Teil eines korinthischen Kapitells dar.

Wie bereits in den letzten Jahren bildete der durch umfangreiche nachantike Bebauung geprägte Vorplatz des Heiligtums auf dem Vorplateau einen weiteren Arbeitsschwerpunkt. Dabei konzentrierten sich die Grabungsaktivitäten auf dessen nordöstlichen und südöstlichen Bereich, wo zum einen das byzantinische Kloster, zum anderen der Eingang und der Vorplatz des römischen Heiligtums im Fokus standen. Ziel der diesjährigen Grabung im Nordosten des Vorplateaus war es, die architektonische Gestaltung des kaiserzeitlichen Heiligtums weiter zu erschließen. Neben der Untersuchung der Temenosmauer galt es, Hinweise auf die hellenistisch-kaiserzeitliche Bebauung innerhalb des umfriedeten Vorhofs zu finden. Gleichzeitig sollten die großflächigen Freilegungen des Klosterbereichs zur Klärung seiner baulichen Konzeption und Funktion fortgesetzt werden.

Im Norden des Vorplateaus steht die römische Temenosmauer noch bis zu drei Lagen hoch aufrecht. Sie ist aktuell auf der Nordseite des Platzes auf einer Länge von 32m nachgewiesen. Daran schließt sich nach Süden eine sorgfältig gelegte Pflasterung aus Kalksteinplatten an, die ebenfalls römerzeitlich datiert. Die Pflasterung ist allerdings im weiteren Verlauf nach Süden durch einen in frühbyzantinischer Zeit errichteten Raum zerstört. Es handelt sich um einen weitläufigen rechteckigen Raum, der von doppelten Mauern umgeben ist. Die Verdopplung weist auf den nachträglichen Bau eines zweiten Stockwerks.

Der Raum öffnet sich nach Westen zur in den Vorjahren ausgegrabenen Raumflucht. Nach Süden gibt es eine weitere, deutlich breitere Öffnung auf einen Hofbereich, in dem Teile des römischen Pflasters aus Basaltplatten mit späteren Flickungen zu fassen sind. In diesem Bereich gehören mehrere Bruchsteinmauern einem späteren Bauhorizont an. Eine funktionale Bestimmung dieser Baustrukturen ist angesichts der nur partiellen Freilegung noch nicht möglich.

In der Böschung, die von der Ostterrasse zum Vorplateau aufsteigt, sind seit 2010 Teile der Freitreppe, die den Zugang zum Heiligtum bildet, ausgegraben worden. Zur weiteren Klärung dieses Befundes und zur Untersuchung der sich anschließenden Tor- und Platzanlage wurden weitere Schnitte nach Süden und Westen angelegt. Sie umfassen eine Fläche von etwa 115 qm. Ein wichtiges Resultat ist die Entdeckung eines seitlichen Abschnitts des römischen Treppenaufgangs. Insgesamt 5 Basaltstufen steigen von Süden her in rechtem Winkel zur Hauptflucht der Treppe an. Damit ist die gesamte Anlage als dreiseitig umlaufende Freitreppe zu rekonstruieren. Beim Abtrag der Füllschicht unterhalb der Treppe fand sich ein gut erhaltener Rundaltar für den Gott Turmasgad, der in das 2. Jahrhundert n. Chr. datiert.

Oberhalb der Treppe sind die Umfassungsmauer und die Toranlage durch Steinraub stark zerstört. Es ist jedoch gelungen, große Teile der Pflasterung und zahlreiche architektonische Details, die in Zukunft eine Rekonstruktion der Anlage ermöglichen werden, aufzudecken. Unterhalb der kaiserzeitlichen Anlage sind zudem Reste älterer, abweichend orientierter Bebauung entdeckt worden, die bereits vor der Schaffung des Vorplatzes hier existierte. Es konnten zudem Mauern der nachantiken Neubebauung freigelegt werden, die, wie bereits 2010 und 2011 festgestellt wurde, auf die Treppenanlage Bezug nimmt.

Zum Schutz von Altschnitten sowie von neu ausgegrabenen Schnitten sind umfangreiche Konservierungsmaßnahmen vorgenommen worden. Im Bereich der Steinkonservierung sind in Kooperation mit der Universität Oxford zum einen Testreihen durchgeführt worden, zum anderen wurde begonnen, die hellenistisch-römischen Fundamente im Nordwesten des mittleren Zentralplateaus zu festigen sowie Risse und Fehlstellen zu beseitigen. Parallel dazu hat ein zweites Team von Konservatoren an der Stabilisierung und Flickung der Bruch- und Lesesteinmauern gearbeitet. Der Schwerpunkt lag dabei im Bereich des mittelalterlichen Klosters, wo parallel zu den diesjährigen Grabungsarbeiten auch sämtliche neu freigelegten Mauern optimal konserviert wurden.

Um die Attraktivität des Grabungsgeländes für Besucher zu erhöhen, ist das 2012 entwickelte touristische Nutzungskonzept für den Dülük Baba Tepesi weiter umgesetzt worden. Ein Besucherweg wurde angelegt, der zu den zentralen Bereichen der Grabung führt. Zusätzlich ist am Eingang zum Grabungsgelände ein Autoparkbereich angelegt worden.