Funde aus Eisen und Buntmetall vom Dülük Baba Tepesi

Seit Beginn der Grabungen wurden herausragende Metallfunde oder solche von besonderer, beispielsweise chronologischer Relevanz als Kleinfund separiert und restauriert. Dies betraf vor allem Münzen, Edelmetall- und Buntmetallfunde. Die Masse der Metallartefakte – die Eisenfunde – mussten zunächst ohne detaillierte Durchsicht magaziniert werden. 2012 konnte schließlich mit einer planvollen Sichtung und Bearbeitung begonnen werden. Besonderes Augenmerk gilt den Funden aus Brandschichten der Heiligtumszerstörung, da hier zum einen eine gute Erhaltung, zum anderen ein großer Erkenntnisgewinn zu erwarten war.

Die meisten Eisenfunde sind Gegenstände, die zu Holzkonstruktionen und Bauten bzw. Gebäudeteilen gehört haben dürften, darunter Klammern, Beschläge, Angeln und Nägel. Unerwartet war die Aussagekraft der einfachen Nägel, denn hier lassen sich die römischen und klosterzeitlichen Exemplare deutlich unterscheiden: während die römischen dem üblichen Typ mit quadratischen Stift, der mittig unter einem runden Kopf sitzt, entsprechen(hier Typ 1), zeigen die klosterzeitlichen einen länglichen oder blattförmigen Kopf (hier Typ 2). Zur Gestaltung des Kopfes wurde der an beiden Enden angespitzte, im Querschnitt quadratische Stift mittig flach gehämmert, eingeschnürt und durchgeschlagen. Der abgeflachte Teil wurde dann rechtwinklig zu einem Kopf umgebogen. Neben diesen Nagelformen sind Beschlagnägel (hier Typ 3) vorhanden, die beispielsweise zu Möbeln, Fensterrahmen oder Türen gehört haben können.

Auffällig sind zahlreiche Schlüssel, Schlossbleche und Schlosselemente römischer und mittelalterlicher Zeitstellung. Es sind Fallriegelschlösser, Schubriegelschlösser und Spreizfederschlösser vorhanden. Sie können fest an Truhen, Kästen, Türen und Toren angebracht oder mobil als Vorlege- oder -hängeschloss benutzt worden sein. Der Größe nach gehören die römischen vor allem zu Kästen, Truhen oder Möbeln, die mittelalterlichen auch zu Türen. Mindestens ein Schloss verfügte zusätzlich über eine Falle mit Federmechanismus und dürfte damit als Türdrücker fungiert haben.

 

Römische Metallfunde

Aus römischer Zeit liegen verschiedene Militaria vor: Pfeilspitzen, Pilumspitzen, Schuppen von Panzern aus Eisen und Bronze sowie Reste von Kettenpanzern. Für ihre Existenz im Tempelbezirk kommen drei Interpretationsansätze in Frage: zufälliger Verlust von Soldaten, die das Heiligtum besuchten – Votivgaben von Soldaten – Waffen und Ausrüstungsteile, die bei Kämpfen im Heiligtum zurück blieben. Naheliegend ist, diese mit der Zerstörung des Heiligtums durch die Perser 256 n. Chr. in Verbindung zu bringen. Daher wird hier besonders auf Beschädigungen geachtet. Generell müsste nach einen kompletten Aufnahme aller Spitzen eine Kartierung darüber Auskunft geben können, in welchen Bereichen sie verstärkt auftreten und ob dies Rückschlüsse auf etwaige Kampfhandlungen zulässt.

Mit dem Heiligtumsbetrieb in Verbindung steht das Fragment eines Silberblechvotivs: Erhalten ist der untere, rund geformte Abschluss eines lanzettförmigen Blattes, dessen Fläche durch eine Mittelrippe mit sich weiter verzweigenden Seitenrippen gegliedert ist. Solche blattförmigen Votive sind in Jupiter Doichnus-Heiligtümern geläufig, allerdings eher im Westen – vor allem in Gallien – als im Osten. Vielleicht hat ein in der Region stationierter Soldat oder ein Reisender aus Gallien den Tempel aufgesucht und diese Weihegabe hinterlassen.

Unter den weiteren Funden sind eiserne Finderringe, einer davon mit Einlage, Fragmente von Metallgefäßen, medizinische oder kosmetische Geräte und Fragmente von Großbronzen.

 

Byzantinische Metallfunde

Unter den byzantinischen Funden sind zahlreiche Schnallen und Gürtelbeschläge: sie reichen von einfachen eisernen Beschlägen und Schnallen bis hin zu einem fein gearbeiteten Scharnierbeschlag in Form eines lateinischen Kreuzes mit Eckrundeln an den Armen und einer Endscheibe. Das Stück kann durch Parallelen in die zweite Hälfte des 7. Jahrhunderts datiert werden.

Aus einem geschlossenen Kontext – eine Brandschicht in der Klosterbackstube – stammen neben vollständig zusammensetzbaren Keramik- und Glasgefäßen auch mehrere großformatige Metall-Objekte. Hierzu gehören eine Bronzekanne mit Eisengriff, die mehrere Liter Inhalt fassen dürfte, ein Brotschieber und ein Eisenhaken, außerdem ein sehr großer Schaumlöffel. Zusammen mit den Gefäßen aus Keramik und Glas sowie einem Mühlstein und einem christlichen Brotstempel erlauben sie einen konkreten Einblick in eine Klosterbackstube des 6. Jahrhunderts.

Zu den seltenen Funden gehört eine Draht-Ketten-Konstruktion, die zur Aufhängung von Glaslampen mit drei Henkeln diente, wie sie im 4. – 7. Jahrhundert üblich waren und an der Fundstelle zahlreich nachgewiesen werden konnten.

Mit Equiden verbundene Metallfunde sind Hufeisen. Bei Ungulaten lastet das gesamte Gewicht auf den Hufen; werden die Tiere mit weiterem Gewicht – Last oder Reiter – beladen, erhöht sich insbesondere bei befestigten Wegen oder festem, steinigem Untergrund der Abrieb und ein Schutz vor zu starker Abnutzung ist nötig. Eine chronologische Einordnung von Hufeisen aufgrund der Form ist nicht möglich. Sie werden individuell hergestellt, für verschiedene Bedürfnisse gestaltet (Beschläge für Sommer, Winter, Reit-, Zug-, Pack-, Arbeitstiere) und spezifisch angepasst, sodass sie sehr unterschiedlich ausfallen können. Für Mitteleuropa sind chronologische Kriterien erarbeitet worden (Wellenrandeisen, Bandruten, Stollen), die sich jedoch nicht an den Hufeisen im Osten nachvollziehen lassen. Insgesamt liegen bisher Reste, meist Rutenenden, von mindestens 16 Hufeisen vor. Da man davon ausgehen kann, dass abgenommene Hufeisen als Material wieder verwertet wurden, wird es sich bei den Funden wahrscheinlich um Verluste handeln. Die Fundstellen lassen damit ggf. im Gelände Rückschlüsse auf Wege oder mit Pferden begangene Bereiche zu und halfen bereits bei der Identifizierung eines Esel- oder Pferdestalls. In einem Nachbarraum lagen zwei Ösenstifte, ein Griff und eine Schnalle, die möglicherweise zu einem Reit- oder Lastsattel gehörten.

 

Literatur

Thomas Fischer, Teile von römischen Waffen und militärischer Ausrüstung aus den Grabungen auf dem Düluk Baba Tepesi in den Jahren 2004–2009. In: Engelbert Winter (Hrsg.), Von Kummuḫ nach Telouch. Historische und archäologische Untersuchungen in Kommagene. Dolichener und Kommagenische Forschungen IV. Asia Minor Studien 64 (Bonn 2011) 106–119.

Constanze Höpken, Ein blattförmiges Silberblech aus dem Iuppiter Dolichenus-Heiligtum auf dem Dülük Baba Tepesi bei Doliche. Boreas 36, 2013, 99–105 Taf. 18–20

 

Ansprechpartner

Dr. Constanze Höpken
Archäologisches Institut der Universität zu Köln
Albertus Magnus Platz
50923 Köln
Tel.: 0049 (0)221 446 347
Fax: 0049 (0)221 470 5099
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