Keramik

Wichtig für das Verständnis und die Interpretation eines Siedlungsgebietes und Heiligtums ist die Auswertung der zu Tage gebrachten Kleinfunde. Insbesondere die Keramik kann hierbei als tägliches Gebrauchsgeschirr einen guten Einblick in die Ausstattung und Nutzung des Heiligtums bieten, Gewohnheiten und Selbstverständnis der ansässigen Bevölkerung beleuchten sowie Handelskontakte mit umliegenden Siedlungsplätzen aufdecken. 

Keramikfunde vorhellenistischer Zeit lassen vermuten, dass eine Nutzung des Dülük Baba Tepesi als Kultort möglicherweise bereits vor der späten Eisenzeit begonnen hat. Die Bearbeitung der vorhellenistischen Keramik durch Birgül Öğüt (2009-2011) und durch Katharina Schmidt (seit 2012) bildet ein neues Projekt der Dolichegrabung, das für das Verständnis der Frühzeit des Heiligtums von besonderem Interesse ist.

Die Keramik dokumentiert die Kontinuität der Nutzung des Dülük Baba Tepesi. Aus allen Zeitstufen liegen Keramikfragmente vor. Insbesondere seit der frührömischen Zeit nimmt die Menge der Keramik zu. Hervorzuheben ist hierbei die sogenannte Eastern Sigillata A (ESA), die ab der Mitte des 2. Jhs. v. Chr. produziert und bis in die zweite Hälfte des 2. Jhs. n. Chr. überregional exportiert wurde. 

Die für ein Heiligtum zu erwartende Kultkeramik oder Gefäßdeponierungen aus römischer Zeit konnten bislang nicht entdeckt werden, was möglicherweise mit dem Basaltplattenpflaster der Kaiserzeit in Zusammenhang steht, das verhinderte, das Funde in den Boden gelangten.

An der Keramik der spätrömischen und islamischen Zeit lässt dich dennoch sehr deutlich der Wandel der Nutzung und der Bedeutung des Platzes nachvollziehen. 

Das Keramikaufkommen dieser Zeit ausgesprochen breit gefächert. Es bietet zum einen für den nordsyrischen Raum typische Waren und Formausprägungen, beispielsweise die sogenannte Brittle Ware, Bemalte Nordsyrische Amphoren, zahlreiche Fragmente von Late Roman C-Tellern und noppenverzierte Tonlampen mit Griffknubben. Weiterhin zeigt die polychrom glasierte Keramik einige schöne Schälchen, teils mit sogenannter Sgrafitto-Technik verziert. Ein chinesisches Importstück liegt möglicherweise mit einem Bodenfragment eines sogenannten Mokka-/Kaffetäschen vor, das in die letzte Nutzungsphase des Dülük Baba Tepesi datiert und gemeinsam mit Fragmenten von Pfeifenköpfen die Gewohnheiten der ansässigen Bevölkerung dokumentiert.  

Die Keramikfunde der unterschiedlichen Zeitstufen dokumentieren eindrücklich die Kontinuität der Nutzung des Dülük Baba Tepesi. Vor allem mit der frührömischen Phase nimmt der Menge der Keramik zu. An der Keramik der spätrömischen und islamischen Zeit lässt sich sehr deutlich der Wandel der Nutzung und der Bedeutung des Platzes nachvollziehen. Neben Tafel- und Kochgeschirr treten nun insbesondere Vorratsgefäße - darunter bis zu 1m hohe Pithoi - und Amphoren in Erscheinung, die mit der Produktion und Vorratshaltung von Lebensmitteln auf dem Berg in Zusammenhang stehen

Die Aufnahme und Bearbeitung der Keramik der hellenistischen bis mittelalterlichen Keramik wird von Eva Strothenke geleitet. Eine Vorlage dieser Keramik ist Gegenstand ihres 2015 abgeschlossenen Dissertationsprojektes. Die Publikation wird 2016 in den Asia Minor Studien erfolgen.

Kontakt:

Dr. Eva Strothenke

Forschungsstelle Asia Minor, Uni Münster

eva.strothenke [at] uni-muenster.de