Kampagne 2018

Hauptziel der Arbeiten 2018 war es, den Aufbau der kaiserzeitlichen Badeanlage im Osten des Stadtgebietes fortzusetzen. Dazu wurden die vier Schnitte angelegt. Dazu wurde die SW-Ecke des 2017 entdeckten Raumes, in dem mittig ein Schwimmbecken liegt, freigelegt. Steinraub hat hier allerdings zu starken Beschädigungen geführt. Der Fußboden des umlaufenden Korridors mit Mosaik ist weitgehend zerstört und von der Säulenstellung, die das Becken umgab, sind nur noch die Fundamente aus großformatigen Kalksteinquadern erhalten. Auch die Außenmauern sind verloren. Vom Becken selbst ist nur ein kleiner Ausschnitt im Nordostzwickel erhalten. Insgesamt ist es nun aber möglich, den Raum zuverlässig zu rekonstruieren. Er hatte eine Grundfläche von ca. 150 qm, das Becken war ca. 25 qm groß. In der Verfüllung des Beckens wurden zahlreiche Fragmente von Bauteilen entdeckt, die eine Datierung des Baus in das 2. Jh. n. Chr. bestätigen.

Westlich liegt ein großer langrechteckigen Raum, Teile dessen bereits 2017 freigelegt wurden. Über eine Ffläche von 13 x 5 m wurde hier eine massive Bettung aus Mörtel  freigelegt. Nach Osten endet sie kurz vor dem Profil, die Begrenzungsmauer und deren Fundament wurden jedoch ausgeraubt. Der Raum befand sich im Zentrum der Badeanlage und hatte eine Fläche von weit über 100 qm. Seine Funktion ist jedoch noch unklar. Durch das massive Fundament des Fußbodens verläuft ein Abwasserkanal. Südlich davon wurden Ausschnitte eines weiteren Raums endeckt, auf dessen Boden aus Mörtel in situ Stützen aus runden Ziegelplatten stehen. Damit ist klar, dass es sich um ein Hypokaustum handelt. Zahlreiche Mosaikfragmente und Teile quadratischer Ziegelplatten gehören zum ehemaligen Fußboden. In einem weiteren Suchschnitt im Westen der Thermenanlage kam ein Teil eines weiteren Estrichbodens zu Tage, durch den Abwasserleitung läuft. Fragmente rechteckiger Kalksteinplatten, die den ursprünglichen Fußboden bildeten, sind noch in situ erhalten. Nach Westen bricht der Boden ab, so dass die ursprüngliche Ausdehnung der Badeanlage in diese Richtung nicht bestimmt werden konnte. Auch welche Funktion der Raum im Bad hatte, muss noch offenbleiben.

Insgesamt lässt sich sagen, dass die Anlage sich mit ihrem symmetrischen Aufbau an römischen Vorbildern orientierte. Der Zugang muss von Norden erfolgt sein. Der partielle freigelegte Raum mit Schwimmbecken ist Teil der nicht beheizten Räume. Die Warmräume liegen im Süden. Die Mosaikausstattung datiert die Anlage in das 2./3. Jh. n. Chr. Insgesamt ist sie stark von römischen Vorbildern geprägt und zeigt den römischen Einfluss auf das Stadtleben im antiken Nordsyrien.  Im Laufe des 4. und 5. Jh. n. Chr. wurde die gesamte Anlage systematisch geplündert, um Baumaterial zu gewinnen. Selbst die Fundamente der Mauern wurden weitgehend ausgeraubt, so dass der Bau nur noch im Negativ erhalten ist. Eine spätere Nutzung des Areals lässt sich nicht nachweisen.

Mit der Plünderung im 4. Jh. n. Chr. hängen die Ergebnisse in einem Grabungsareal östlich des Bades zusammen. Hier kam ein großer Kalkofen mit äußerem Durchmesser von 5 m und einer Tiefe von 2,10 m zum Vorschein. Es wurde in den Hang gebaut, die Befeuerung erfolgte über einen Zugang von Osten.  Aufgrund seiner guten Erhaltung wird seine weitere Untersuchung unsere Kenntnis antiker Technik verbessern. Allgemein scheint die Nutzung des Areals in der Spätantike vorwiegend industriell gewesen zu sein. Darauf deuten auch zahlreiche Funde von Altmetall, darunter viele Fragmente von Bronzestatuen, die offenbar wieder eingeschmolzen werden sollten.

Der Ofen wurde in mächtige Füllschichten eingetieft, die vorwiegend Funde der römischen Kaiserzeit enthielten. In diese Zeit datieren auch zwei parallel von Ost nach West verlaufende Mauerzüge, die im Westen durch den Kalkofen zerstört wurden. Um ihre Funktion zu klären, ist eine Fortsetzung der Grabungsarbeiten notwendig. Sie zeigen jedoch bereits jetzt, dass in diesem Bereich kaiserzeitliche Befunde weitaus besser erhalten sind als im Bereich der Thermenanlage.

Nachdem der Entdeckung einer frühchristlichen Basilika im Vorjahr war das Ziel der Arbeiten 2018 zu untersuchen, wie die Kirche in das angrenzende Areal eingebunden war. Zu diesem Zweck wurde zwei Schnitte angelegt. Ein Suchschnitt läuft vom südlichen Seitenschiff der Kirche den Hang hinunter nach Süden. Es zeigte sich, dass dem Seitenschiff ein weiterer, mit einem Mosaik geschmückter Korridor vorgelagert war. Der Estrich und geringe Reste des Mosaiks sind noch erhalten. Die Mauer, die diesen Raum nach Süden abschloss, ist bis auf die unterste Lage verloren. Südlich der Mauer sind außer Füllschichten bislang keine antiken Befunde sichtbar geworden, die Schichten enthalten Bauteile, die der Kirche zuzuordnen sind. Die Arbeiten werden hier im nächsten Jahr fortgesetzt.

Ein weiterer Schnitt liegt südlich des Bereiches, in dem sich die Apsis der Kirche befunden haben muss. Hier kam ein Abschnitt eines großen Raums zu Tage, der mit einem einfachen, weitgehend weißen Mosaikboden geschmückt war. Er ist ca. 5 m breit und seine Orientierung weicht leicht von der der Kirche ab. Die Ost-West-Erstreckung ist noch unklar. Von der südlichen Begrenzungsmauer aus wiederverwendeten Quadern sind bis zu zwei Lagen erhalten, von der nördlichen Mauer lediglich eine. Die Funktion des Raumes ist unklar, doch muss er zur Kirche gehört haben. Die einfache Ausführung des Mosaiks bedeutet entweder, dass es sich um einen unbedeutenden Nebenraum handelt oder dass er zu einem späten Zeitpunkt errichtet wurde. Insgesamt zeigen die Funde aus beiden Suchschnitten, dass die Nutzung des Areals im späten 4. Jh. n. Chr. begann und im 7. Jh. n. Chr. endete, wahrscheinlich infolge einer Erdbebenzerstörung. Die neuen Ergebnisse bestätigen zudem die Vermutung, dass es sich bei der Basilika um eine bedeutende Kirche handelt, die zudem aufgrund ihrer frühen Datierung von großem Interesse ist.

Neben den Grabungsarbeiten wurde mit einem intensiven Survey im Stadtgebiet fortgesetzt. Ziel ist es, die Ausdehnung der Stadt, die Dauer der Besiedlung und Fragen der Siedlungstopographie in den verschiedenen Phasen der Besiedlung zu klären. Anhand der Ergebnisse lassen sich bereits jetzt Aussagen nicht zur dichte der Besiedlung einzelner Bereich der Stadt in römischer Zeit und byzantinischer Zeit machen, sondern auch über den Charakter der Bebauung. So ist es möglich, ein Heiligtum, ein weiteres Bad und industriell genutzte Bereiche im Fundmaterial zu identifizieren. Auch Teile einer Befestigung des höchstliegenden Areals der Stadt („Akropolis“) wurden entdeckt.

Die Arbeiten 2017 in Doliche haben wichtige Erkenntnisse über die Bebauung und Geschichte der Stadt erbracht. Der Schwerpunkt der Arbeiten auf der Erforschung einer öffentlichen Badeanlage von beträchtlicher Größe. Ein ca. 150 qm großer Raum mit Schwimmbecken, der zu den Kaltbaderäumen gehört, wurde partiell freigelegt. Von den Warmräumen im Süden der Anlage sind Teile des Heizsystems unter dem Fußboden entdeckt worden. Die Übernahme römischer Badesitten bezeugt einen starken römischen Einfluss auf das Stadtleben.

Interessant ist, dass das Bad bereits im 4. Jh. n. Chr. nicht mehr in Betrieb war. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Bewohner diesen Teil der Stadt verlassen, wahrscheinlich aufgrund von Kriegen und wirtschaftlichen Krisen, die seit der Mitte des 3. Jh. n. Chr. zu einem Niedergang der Städte Nordsyriens geführt hatte. Das Bad und auch die umliegenden Bauten, die zum öffentlichen Zentrum der römischen Stadt gehörten, wurden aufgegeben. Diese Krise bedeutete jedoch nicht das Ende Doliches. Unter neuen, christlichen Vorzeichen begann für die Stadt seit dem 4. Jh. n. Chr. eine neue Blüte. Für die notwendigen Neubauten nutzte man unter anderem das Baumaterial des Bades. Selbst die Fundamente wurden ausgeraubt, ebenso die gesamte Ausstattung. In diesen Zusammenhang ist auch ein großer Kalkofen zu sehen, der in diesem Jahr entdeckt wurde.

Den neuerlichen Aufschwung Doliches in der Spätantike unterstreichen die Ergebnisse der Grabungen im Süden des Stadtgebietes. Suchschnitte südlich der Kirche brachten Nebenräume und Anbauten des Kirchenkomplexes zu Tage. Damit ist die Kirchenanlage viel weitläufiger als vermutet. Ihre weitere Freilegung verspricht, die Kenntnis des religiösen Lebens und der sakralen Architektur im spätantiken Nordsyrien bedeutend zu erweitern. Die Funde aus dem Areal zeigten, dass die Nutzung der Kirche im 7. Jh. endete, Ursache war möglicherweise eine Erdbebenzerstörung.