Doliche in Spätantike und Mittelalter

Im 4. Jh. n. Chr. hat sich in Doliche wie im gesamten römischen Reich das Christentum durchgesetzt. Doliche wurde Sitz eines Bischofs und blieb es bis ins 11. Jh. n. Chr. Als wichtige Festung im umkämpften Grenzgebiet zwischen dem byzantinischen Reich und den arabischen Herrschaften in Syrien spielte die Stadt in dieser Epoche weiterhin eine wichtige Rolle. Sie ist in den byzantinisch-arabischen Grenzkriegen eine Festungsstadt von regionaler Bedeutung.  Doliche wird Teil des von Harun al-Rashid eingerichteten Grenzdistriktes al-Awashim. Nach der Rückeroberung durch Byzanz im Jahre 962 durch Nikephoros Phokas ist Doliche/Teluch im 10./11. Jh. Hauptort eines Verwaltungsbezirkes gleichen Namens. Auch in der Zeit der Kreuzfahrerherrschaft bleibt Doliche ein regionales Zentrum, das wahrscheinlich der Grafschaft Edessa angehörte. Doliche wurde in dieser Zeit Amtssitz des lateinischen Erzbischofs von Hierapolis, da diese Stadt nicht unter lateinischer Herrschaft stand. Das Ende von Doliche als städtische Ansiedlung und Festung erfolgte schließlich mit der Eroberung und Zerstörung durch Nūr al-Dīn im Jahre in den 50er Jahren des 12. Jh. Danach sank der Ort zu einer von Aintab (Gaziantep) abhängigem Dorf herab.

Heute zeugen vor allem zwei Felskirchen vom christlichen Doliche. Sie befinden sich westlich der Steinbrüche außerhalb des Stadtgebietes, am Rande der Stadtnekropole. Bei beiden Kirchen handelt es sich ursprünglich um Felskammergräber, die zu dreischiffigen Kirchen umgewandelt wurden, wobei sich jeweils mehrere Bauphasen feststellen lassen. Beide Kirchen sind zwischen dem 6. und 9. Jh. n. Chr. entstanden. Noch heute eindrucksvoll ist insbesondere die wegen der beiden Treppen, die den Eingang flankieren, Basmaklı Magara (Stufenhöhle) genannte Kirche. Sie weist eine reiche Dekoration auf, zudem ist die Bauinschrift in syrischer Sprache erhalten.

Eine weitere Kirche existierte im Bereich des Bahnhofs von Dülük, wo bei Bauarbeiten auch Mosaiken entdeckt wurden, die sich heute im Museum Gaziantep befinden. Aus der schriftlichen Überlieferung wissen wir zudem von einer Klosteranlage, die allerdings noch nicht sicher identifiziert werden konnte.

Im Rahmen der 2015 begonnenen Stadtgrabung bildet die Erforschung der spätantiken und mittelalterlichen Stadt einen der Schwerpunkte. Vor allem die Grabungen am Südhang bieten die Möglichkeit, die spätantike Urbanistik zu erforschen. Hier konnte neben Wohnbebauung der frühbyzantinischen Zeit auch ein Kirchenbau, der bereits im ausgehenden 4. Jh. n. Chr. errichtet wurde, entdeckt werden.