Glasfunde

Doliche liegt im Spannungsfeld unterschiedlicher Kultureinflüsse, die sich im Spektrum der Glasfunde niederschlagen. Ist in vorrömischer Zeit ausschließlich eine mediterrane und generell östliche Tradition zu erkennen, kommen in römischer Zeit Impulse aus dem Westen hinzu. Ab dem 3. Jahrhundert kommt ein sasanidischer Einfluss hinzu. Von Bedeutung sind hierbei Schliffgläser und blaue, gravierte Gläser. Im Mittelalter schließlich zeigt sich durch unterschiedliche Korrosion der Glasoberflächen deutlich der Unterschied zwischen byzantinischen Gläsern aus römischer Tradition und islamischen Gläsern, wobei auch – durch Importe aus Persien ein persischer Einfluss aufgenommen wurde.

Hinsichtlich der Funde vom Keber Tepe bestätigen erste Ergebnisse die Tendenzen der Glasfunde vom Dülük Baba Tepesi; bislang nicht belegt ist allerdings eindeutig vorrömisches Glas. Allein ein Rippenschalenfragment von bernsteingelber Farbe könnte noch aus hellenistischer Zeit stammen.

Zu den frühen römischen Gefäßen vom Keber Tepe gehören Rippenschalenfragmente aus sogenannt naturfarben-blaugrünem Glas. Die kleineren mit einem Durchmesser von 10 bis 14 cm stehen noch deutlich in hellenistischer Tradition. Frührömisch ist auch das Fragment eines geformten Mosaikglasschälchens; es gehört damit den römischen geformten Gefäßen der ersten Generation an.

Wie auf dem Dülük Baba Tepesi ist auch vom Keber Tepesi eine sogenannte zarte Rippenschale vertreten, hier allerdings aus farblosem Glas ohne einen eingemärbelten Faden. Das Stück vom Keber Tepe steht damit in der östlichen Tradition. Auf einen westlichen Einfluss in der Glasverarbeitung weist im Fundspektrum ein eckiger Krugboden Typ Is 50 mit Bodenmarke.

Generell sind unter den Gefäßglasfunden des 2./3. Jahrhunderts Randfragmente becherförmiger Gefäße am häufigsten. Sie haben meistens einen gerundeten Rand. Zu geformten Gefäßen dieser Zeit (2. Generation) gehören Reste von ovalen Platten. Solche Platten sind bislang im gesamten Römischen Reich mit etwa 30 Stücken recht selten nachgewiesen worden – hier dürfte aber eine Forschungslücke vorliegen, da sie nicht leicht erkannt werden.

Aus der Spätantike sind generell sind sehr viele Gefäße mit abgesprengtem Rand nachzuweisen. Hierunter sind sowohl kugelige Formen, die noch dem späten 3. Jahrhundert angehören können. Für das 4. Jahrhundert sind eher konische etwas dickwandigere Formen typisch, die ebenfalls gut vertreten sind. Für viele ist eine Funktion als Lampe wahrscheinlich. Unter den spätantik-frühbyzantinische Gläsern stellen die Pokale mit hochgestochenem Fuß Typ Ising 111 die größte Gruppe, die entweder als Trinkgefäß oder als ebenfalls Lampe gedient haben.

Unter persischen Einfluss entstanden oder aus Persien importiert ist eine Gruppe dickwandiger mittelalterlicher Gefäße, vermutlich Becher, die einen überschliffenen Rand und oft weitere Schliffrillen auf dem Körper aufweisen. Sie sind fast ausschließlich bei Begehungen gefunden worden. Die Glasfarbe ist einheitlich sehr blass grünlich oder farblos mit einem charakteristischen Graustich, der manchmal blass-violett ausfällt. Dies weist auf die Verwendung von Mangan in der Rohglasherstellung hin und ist typisch für Glas des 4. Jahrhunderts und später. Der Graustich mit violettem Einschlag entsteht offenbar durch UV-Strahlung – da die Funde von der Oberfläche stammen, waren sie dem Sonnenlicht lange Zeit ausgesetzt, sodass sich dieses Phänomen erklärt. Zudem erklärt sich das seltene Vorkommen oder Fehlen entsprechender Fragmente aus den Grabungen sowohl vom Dülük Baba Tepesi wie auch vom Keber Tepe. Allerdings liegen einige Fragmente rein grünlicher oder farbloser Färbung ohne Graustich vor, die zweifelsfrei zu dieser Gruppe gehören.

Fensterglas ist recht großstückig und in großer Zahl gefunden worden, jedoch ist davon auszugehen, dass der größte Teil wieder eingeschmolzen worden ist; festzustellen ist dies durch die geringe Zusammensetzungsrate. Es ist sowohl römisches gezogenes als auch späteres geblasenes Fensterglas belegt. Hierbei stammt das blass gelbe späte Glas fast ausschließlich aus dem Umfeld der Kirche. Späte Gefäßformen des 4. bis 7. Jahrhunderts wie z.B. Sprinkler – Unguentaria mit verengtem Hals – und Pokale Typ Isings 111 bestehen oft aus dem gleichen Glas wie die Fensterscheiben.

Sowohl aus den Begehungen als auch aus den Grabungen stammen zahlreiche Armreiffragmente aus dickwandigem massivem Glas. Sie bestehen meist aus dunkelgrünem oder dunkelviolettem, opak-schwarz erscheinenden Glas, seltener auch aus grünlichem oder farblosem Glas. Neben den am häufigsten vorkommenden unverzierten Armreifen mit D-förmigem oder dreieckigem Querschnitt, gibt es gerippte und tordierte Stücke. Sie belegen eine intensive Aktivitätsphase im 4. bis 7. Jahrhundert auf dem Keber Tepe insbesondere im Bereich des Bades, die mit der Räumung und Neunutzung des Geländes zusammenhängen könnten.

 

Ansprechpartnerin:

Dr. Constanze Höpken