Der Survey im Stadtgebiet

Im Rahmen des Projekts „Doliche – Stadtentwicklung und kulturelles Milieu im hellenistisch-römischen Nordsyrien“ ist zwischen 2017 und 2019 ein intensiver archäologischer Survey im Stadtgebiet durchgeführt worden. Der intensive Survey hat das spärliche Wissen um die raum-zeitliche Ausdehnung, d. h. die Größe der Siedlung zu unterschiedlichen Zeiten, und um die funktionale Gliederung der Stadt wesentlich erweitert. Die Frage nahc der Siedlungsdauer und -kontinuität stand im Vordergrund. Die Verteilung und Konzentration von Oberflächenfunden hat Hinweise auf Veränderungen der Siedlungsgröße sowie auf mögliche Verlagerungen der Siedlungsaktivität geliefert. Auf diesem Wege kann die historische Überlieferung der Stadtgeschichte durch archäologische Daten ergänzt werden.
Die Analyse der Oberflächenfunde kann aber auch Hinweise auf die funktionale Gliederung der Stadt liefern. Große Konzentrationen bestimmter Funde lassen dabei gegebenenfalls Rückschlüsse auf die Nutzung bestimmter Gebiete zu: Fehlbrände von Keramik oder große Mengen von Metall- oder Glasschlacke könnten beispielsweise Hinweise auf handwerkliche Produktion sein oder die Präsenz großer Mengen häuslicher Gebrauchskeramik, Tesserae und Fragmente marmorner Wandverkleidung könnte als Indikator für elitäre Wohnbebauung dienen. Zur Klärung derartiger Fragestellungen ist die qualitative und quantitative Auswertung einer möglichst für alle Nutzungsphasen repräsentativen Materialprobe notwendig.

Bekanntlich ist die Verteilung archäologischer Artefakte auf der modernen Oberfläche kein Spiegelbild der darunterliegenden Befunde. Sie ist vielmehr das Produkt zahlreicher natürlicher und anthropogener Faktoren, die sich auf die Lage und Position der Funde auswirken. Eine behutsame Analyse, die diesen Faktoren Rechnung trägt, kann gleichwohl bedeutsame Beiträge zur Kenntnis der Stadtgeschichte Doliches leisten. Die durch den Survey gewonnenen Daten kann auch bei der Wahl zukünftiger Grabungsplätze helfen.